Nr. 22 - 25. Juni 2011

AGDX-DX-Programm über Radio HCJB

Sendedatum: 25. Juni 2011


Willkommen zum DX-Programm der AGDX – der Arbeitsgemeinschaft DX. Mein Name ist Olaf Mertens und ich habe dieses Programm zusammengestellt.

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Über achtzig Jahre lang war die 500 Kilohertz als Anruf- und Notruffrequenz für die Seefahrt reserviert. Seit 1907 war diese Frequenz wichtig für die Sicherheit auf See. Sie entspricht einer Wellenlänge von 600 Metern. Gesendet wurde ausschließlich in Morsetelegraphie. Die Küstenfunkstellen waren auf 500 Kilohertz rund um die Uhr sende- und empfangsbereit. Alle Schiffe, die eine bestimmte Größe hatten, mußten eine Mittelwellenfunkanlage an Bord haben. Erst später wurden im Seefunk auch der Grenz- und Kurzwellenbereich genutzt. Halbstündlich gab es eine sogenannte Seenotpause. Zwischen der 15sten und 18sten Minute sowie der 45sten und 48sten Minute war jeder Funkverkehr einzustellen und zu hören, ob ein Seenotruf vorliegt. So liefen zum Beispiel beim Untergang der Titanic, am 15. April 1912, der gesamte Seenotfunkverkehr über 500 Kilohertz.

Mit der Entwicklung der Satellitentechnik verlor die Mittelwelle für Notrufe in der Seefahrt an Bedeutung. 1999 wurde das weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem Global Maritime Distress and Safety System - kurz GMDSS - eingeführt. Damit wurden andere Übertragungswege genutzt.
Die Anwesenheit eines ausgebildeten Funkers an Bord war nicht mehr notwendig. Die 500 Kilohertz spielen heute im Seefunk keine Rolle mehr.

Die deutsche Küstenfunkstelle Kiel Radio stellte bereits Ende 1991 den Telegraphiebetrieb auf der Mittelwelle ein. Die letzte Telegraphieaussendung von Norddeich Radio auf 500 Kilohertz kam am 31. Dezember 1995. Drei Jahre später stellte Norddeich Radio auch den Sprechfunkbetrieb ein und die letzte deutsche Küstenfunkstelle wurde endgültig geschlossen.

Wegen der traditionsreichen Geschichte möchten viele ehemalige Seefunkoffiziere die Frequenz 500 Kilohertz unter besonderen Schutz stellen und für Museumszwecke und historische maritime Stationen erhalten. So betreiben Mitglieder des Marcom Funkverbands auf dem Taditions- und Museumsschiff, der ehemaligen M/V Dresden in Rostock, nicht nur eine Amateurfunkstation. Mit einer Sondergenehmigung haben sie in diesem Frequenzbereich im August 2007 auch eine Funkbake in Betrieb genommen.
Die Bake mit dem Rufzeichen DI2AM sendet auf der zugeteilten Frequenz 505,180 Kilohertz.
Gesendet wird mir einer Leistung von nur 18 Watt über eine Doppel-L Hochantenne zwischen den Masten des Schiffes.
Mittlerweile liegen über 250 Empfangsberichte von 3 Kontinenten über den Empfang der Bake vor.
Auch im über 500 Kilometer Kilometer entfernten Wetzlar konnte ich die Bake im Januar gut empfangen.
Gesendet werden in Morsetelegraphie unter anderem das Rufzeichen und die Position der Bake.
Im Wechsel werden die Angaben in normaler und in sehr langsamer Geschwindigkeit gegeben.
Mit einem Computerprogramm, wie zum Beispiel der Freeware Spectrum Lab, kann das Signal auch bei schwierigen Empfangsbedingungen graphisch ausgewertet werden. Die Morsezeichen sind so auch für in Morsetelegraphie ungeübte Hörer deutlich lesbar.
Von OM Jörg Trautner DL3NRV werden Empfangsberichte über den Empfang der Bake DI2AM mit einer QSL-Karte bestätigt.

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In den letzten Jahren haben sich die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland immer mehr von der Kurzwelle verabschiedet. Dadurch wurde es möglich, daß frei gewordenen Frequenzen von privaten Anbietern übernommen werden konnten.
Schon seit 2007 ist Radio 700 aus dem Funkhaus Euskirchen auf der ehemaligen Frequenz des RIAS Berlin, der 6005 Kilohertz, aktiv. Senderstandort ist die ehemalige Polizeifunkstelle in Kall-Krekel in der Nordeifel. Ebenfalls aus Kall-Krekel wird seit 2010 die früher vom Bayerischen Rundfunk belegte Frequenz 6085 Kilohertz genutzt. Sonntags läuft hier das Programm von Radio Gloria aus der Schweiz. Auf 5980 Kilohertz sendet über die Sendestelle täglich von 9 bis 10 Uhr Weltzeit das Hamburger Lokalradio.

Für MV Baltic Radio in Göhren bei Schwerin wurde die Frequenz 9480 Kilohertz zugelassen. Bisher sendete die Station nur über die Anlagen von Media Broadcast. Eingesetzt wird jetzt ein eigener Sender. Im Mai gab es erste Testsendungen mit zunächst 250 Watt Sendeleistung. Später ist geplant mit einem Kilowatt zu senden. Die Sendungen über Media Broadcast werden zunächst fortgesetzt und später über den eigenen Sender wiederholt.

An ein neues Kurzwellen Radioprojekt in Rohrbach, nördlich von München wurde von der Bundesnetzagentur jetzt die Frequenz 6150 Kilohertz lizenziert. Erste Testsendungen gab es im Februar 2011 mit nur 5 Watt Sendeleistung.  Nach der Zulassung sind für die neue Station mit dem Namen Radio 6150 bis zu 6 Kilowatt vorgesehen.

Es gibt auf der Kurzwelle also nicht nur Abschaltungen, sondern auch neue Aktivitäten. Die Kurzwelle bleibt immer noch spannend für DXer und Programmhörer.

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Damit endet der heutige AGDX-DX-Beitrag. Empfangsberichte bestätige ich wie immer gerne mit einer QSL-Karte. Bitte schickt Eure Empfangsberichte und Briefe an folgende Adresse:

AGDX e.V.
Postfach 1214
in 61282 Bad Homburg
Deutschland

Informationen über die AGDX – die Arbeitsgemeinschaft DX gibt es auch im Internet unter www - Punkt – AGDX – Punkt – de.
Danke fürs Zuhören und vielen Dank auch für alle Empfangsberichte und Briefe auf die letzte Sendung im April. Das nächste AGDX-DX-Programm gibt es am Samstag, den  27. August 2011 hier über Radio HCJB.
Bis dahin alles Gute und weiterhin gut DX,
Olaf Mertens